User gestalten den Inhalt des WorldWideWebs, kommerzielle Angebote verlieren an Bedeutung, TV, Zeitungen und Radio werden nebensächlich? Kaum, aber tatsächlich wird das "neue" Internet das weltweite Kommunikationsverhalten stark verändern.
Über das Internettagebuch eines Touareg-Beduinen, geschrieben in einem Internet-Cafe in Timbuktu (das ist der Raum hinter dem Operations-Saal des dortigen Krankenhauses) erfahre ich etwas über den Überlebenskampf eines Volkes, aus Beirut berichten Studenten über den Kriegsalltag und Verbraucherschützer nehmen die neue Kampagne eines angeblich umweltfreundlichen PKWs auseinander. Immer schnellere Datenleitungen und die bald globale Abdeckung mit Anschlüssen machens möglich.
Nur - die völlig freie Informationsverbreitung hat nichts mit Informationsqualität, nichts mit Glaubwürdigkeit zu tun. Wer genau ist der Schreiber in Beirut, in Timbuktu oder Hamburg? Kenne ich wirklich seine Absichten? Kann ich mit Weblogs oder Podcasts so umgehen wie mit den Artikeln der Süddeutschen Zeitung oder des Spiegel, die immerhin von erfahrenen Journalisten gschrieben worden sind? Die natürlich auch "Meinungen" enthalten aber dies auf einer handwerklich geklärten journalistischen Grundlage. Warum gibt es agressive Blogger, die am liebsten bestimmen würden, wer das neue Medium nutzen darf und wer nicht? Was mache ich als Unternehmen, wenn eine völig falsche Behauptung über eines meiner Produkte verbreitet wird, die im schlimmsten Fall nicht nur Umsatz, sondern Arbeitsplätze gefährden kann? Ist es legitim, dieses Medium zu nutzen, um neue Einblicke beispielsweise in die Produktentwicklung für Außenstehende zu ermöglichen?
Das Spannende an Web 2.0 ist die Fülle der offenen Fragen, die Dynamik der Entwicklung und vor allem die Beteiligung so unterschiedlicher Akteure: vom Blogger in der Sahara bis zum Großkonzern in Atlanta. Ein demokratisches Medium mit unendlichen Möglichkeiten.
Wolfgang Zehrt
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